Was ist Wohnungsbauprämie?
- Mark Muyzers

- 4. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Die eigenen vier Wände – für viele Menschen in Deutschland ist das ein Lebenstraum. Doch Wohneigentum wird immer teurer, sei es durch steigende Baukosten, hohe Grundstückspreise oder Finanzierungshürden. Um Bürgerinnen und Bürger beim Aufbau von Eigenkapital zu unterstützen, gibt es seit Jahrzehnten eine staatliche Förderung: die Wohnungsbauprämie.
Sie soll dazu motivieren, regelmäßig Geld zur Seite zu legen, um später ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, zu bauen oder zu modernisieren. Auch wenn die Beträge auf den ersten Blick überschaubar erscheinen, kann sich die Förderung lohnen – gerade dann, wenn man langfristig plant.

Was ist die Wohnungsbauprämie?
Die Wohnungsbauprämie ist eine staatliche Sparförderung. Sie wird auf bestimmte Einzahlungen in einen Bausparvertrag oder ein anderes wohnwirtschaftliches Sparprodukt gezahlt. Der Staat belohnt sozusagen alle, die regelmäßig sparen und ihr Geld später für wohnwirtschaftliche Zwecke einsetzen.
Die Förderung beträgt aktuell 10 % der jährlichen Einzahlungen. Entscheidend ist, dass nur ein bestimmter Höchstbetrag pro Jahr förderfähig ist:
Für Alleinstehende bis zu 700 Euro Einzahlung → maximal 70 Euro Prämie.
Für verheiratete Paare oder eingetragene Lebenspartner bis zu 1.400 Euro Einzahlung → maximal 140 Euro Prämie.
Wichtig ist außerdem eine Mindestjahreseinzahlung von 50 Euro, damit überhaupt ein Anspruch entsteht.
Wer hat Anspruch?
Nicht jeder kann die Wohnungsbauprämie in Anspruch nehmen – die Förderung ist an Einkommensgrenzen gebunden.
Für Alleinstehende gilt ein zu versteuerndes Einkommen von maximal 35.000 Euro.
Für Paare gilt ein gemeinsames zu versteuerndes Einkommen von maximal 70.000 Euro.
Hierbei handelt es sich nicht um das Bruttoeinkommen, sondern um das Einkommen, das nach allen Freibeträgen und Abzügen in der Steuererklärung übrig bleibt. Gerade Familien mit Kindern oder Personen mit hohen Werbungskosten können deshalb trotz eines höheren Bruttogehalts noch förderberechtigt sein.
Ab welchem Alter gibt es die Förderung?
Grundsätzlich kann jeder ab dem 16. Lebensjahr die Wohnungsbauprämie beantragen – Voraussetzung ist eine unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland.
Besonders interessant ist die Regel für junge Menschen:Wer seinen ersten Bausparvertrag vor Vollendung des 25. Lebensjahres abschließt, kann nach sieben Jahren frei über das angesparte Guthaben inklusive Prämie verfügen – auch ohne wohnwirtschaftlichen Zweck. Für alle anderen gilt: Die Prämie wird nur ausgezahlt, wenn das Geld später tatsächlich in Wohneigentum fließt.
Für welche Zwecke darf die Prämie eingesetzt werden?
Damit die Wohnungsbauprämie ausgezahlt wird, muss das angesparte Geld wohnwirtschaftlich verwendet werden. Dazu gehören unter anderem:
Kauf oder Bau einer Immobilie
Kauf von Baugrundstücken
Modernisierung oder Sanierung eines bestehenden Hauses oder einer Wohnung
Ausbau, Umbau oder Renovierung von Wohnraum
Nicht erlaubt ist die Auszahlung für Konsumzwecke wie Autos, Reisen oder Möbel. Wer die Prämie zweckwidrig verwenden will, muss sie zurückzahlen.

Wie beantragt man die Wohnungsbauprämie?
Der Antrag ist unkompliziert:
Du zahlst regelmäßig in deinen Bausparvertrag ein.
Zu Beginn des neuen Jahres stellt dir deine Bausparkasse ein Formular zur Verfügung, mit dem du die Prämie für das Vorjahr beantragen kannst.
Du reichst das Formular bei der Bausparkasse ein.
Die Bausparkasse leitet den Antrag an das Finanzamt weiter, das über die Auszahlung entscheidet.
Gut zu wissen: Der Antrag kann bis zu zwei Jahre rückwirkend gestellt werden.
Die Prämie wird nicht direkt auf dein Girokonto überwiesen, sondern deinem Bausparvertrag gutgeschrieben. Erst bei Zuteilung und wohnwirtschaftlicher Verwendung des Guthabens wird sie ausgezahlt.
Rechenbeispiele
Beispiel 1: Alleinstehend
Sabine spart jedes Jahr 600 Euro in ihren Bausparvertrag. Das liegt unterhalb der förderfähigen Höchstgrenze von 700 Euro. Sie erhält 10 % als Prämie, also 60 Euro zusätzlich.
Beispiel 2: Ehepaar
Markus und Julia zahlen gemeinsam 1.200 Euro im Jahr ein. Da bei Paaren bis zu 1.400 Euro gefördert werden, erhalten sie 10 % Prämie, also 120 Euro.
Beispiel 3: Maximalförderung
Ein Ehepaar zahlt 1.400 Euro im Jahr ein. Dafür gibt es die maximale Prämie von 140 Euro. Würden sie 1.600 Euro einzahlen, bliebe es trotzdem bei 140 Euro, weil der Höchstbetrag erreicht ist.
Vor- und Nachteile der Wohnungsbauprämie
Vorteile
Geschenktes Geld vom Staat: Die Prämie ist ein direkter Zuschuss.
Langfristige Planungshilfe: Wer ohnehin eine Immobilie kaufen oder modernisieren will, baut früh Eigenkapital auf.
Attraktiv für junge Leute: Wer vor dem 25. Geburtstag anfängt, kann das Guthaben später auch frei nutzen.
Kombination mit anderen Förderungen möglich (z. B. Arbeitnehmersparzulage, Riester-Bausparen).
Nachteile
Begrenzte Höhe: Maximal 70 Euro pro Jahr für Singles und 140 Euro für Paare sind eher symbolisch.
Einkommensgrenzen: Wer mehr verdient, hat keinen Anspruch.
Zweckbindung: Wer das Geld nicht für Wohneigentum nutzt, verliert die Prämie (außer bei der Sonderregelung für unter 25-Jährige).
Bausparverträge kosten Geld: Abschlussgebühren und Verwaltungskosten können die Förderung teilweise wieder aufzehren.
Für wen lohnt sich die Wohnungsbauprämie?
Die Wohnungsbauprämie ist kein Wundermittel, um große Summen anzusparen. Dennoch kann sie sinnvoll sein:
Für Berufseinsteiger und junge Erwachsene, die frühzeitig Eigenkapital aufbauen möchten.
Für Familien mit mittlerem Einkommen, die beim Sparen einen zusätzlichen Zuschuss mitnehmen wollen.
Für Sanierer oder Modernisierer, die ohnehin Maßnahmen am Eigenheim planen.
Für Gutverdiener oder Menschen, die keine wohnwirtschaftliche Verwendung planen, ist die Förderung weniger interessant.
Fazit
Die Wohnungsbauprämie ist ein kleiner, aber feiner Zuschuss für alle, die konsequent auf Wohneigentum sparen. Mit bis zu 70 Euro pro Jahr für Singles und 140 Euro für Paare lässt sich kein Haus finanzieren – aber über viele Jahre hinweg können mehrere Hundert oder sogar Tausend Euro zusammenkommen.
Besonders junge Menschen profitieren von der Sonderregelung, dass sie nach sieben Jahren auch ohne Immobilienkauf auf das Guthaben zugreifen dürfen. Wer also früh mit dem Bausparen beginnt, kann später deutlich flexibler sein.
Ob sich die Wohnungsbauprämie lohnt, hängt am Ende von deiner persönlichen Lebenssituation ab – sie ist aber in jedem Fall ein geschenkter Bonus vom Staat, den man nicht ungenutzt lassen sollte.

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